Full Circle, Teil I
Bevor ich weiter ausführe, warum man sich niemals in seinen Yogalehrer vergucken & warum man Tagen, die mit Waagen auf dem Kriegspfad beginnen, besser sofort den Rücken kehren sollte, folgt ein kleiner Exkurs.
Über das warum hinter dem Dilemma. Besagter Yogi ist daran erstaunlicherweise nicht ganz unbeteiligt. Das hatte ich allerdings bis gestern völlig vergessen. Kann es sein, dass ich mich am besten dann an Sachen erinnere, wenn ich romatisch involviert bin? Armselig.
Wie auch immer.
Yoga ist schuld. An allem. Ohne Yoga säße ich jetzt friedlich in meinem Schlafzimmer mit dunklem Holzboden und schaute auf den Ahornbaum.
All die Artikel, wie großartig Yoga sei, welch Wunder für geplagte Körper und gestresste Seele, Erfrischungsquell für den Geist. Pffffffff.
Es sollte besser ein Gesetz verabschiedet werden, das dazu verpflichtet, an jeden Flyer, jedes Kärtchen und jede Broschüre, einfach an alles was für Yoga wirbt oder wo Yoga drin ist, ein Warnhinweis anzubringen. So wie bei Zigaretten.
Statt "Rauchen führt zu vorzeitiger Hautalterung" und "Rauchen verursacht Krebs" stünde da dann "Yoga verändert ihr Leben" und "Yoga lässt Sie Dinge tun, die Sie sich zuvor nie getraut hätten".
Das ist doch positiv? Ha! Wer möchte denn wirklich, dass sich sein Leben ändert? Ok, vielleicht etwas weniger gestresst sein, irgendwie ausgeglichener und gerne ein paar Kilo leichter, dafür mehr Muskeln und ein Pattpatt für die Seele mit ein bis zwei tiefsinnigen Sprüchen und ein bißchen Ommm. Aber so ernsthaft life changing experience?
Und Dinge sein zu lassen, weil man sich vor ihnen grault, ist zwar feige, aber vielleicht gar nicht so dumm. Es besteht immerhin die berechtigte Möglichkeit, dass man guten Grund hat, sich so anzustellen.
Nun, ich habe mit Yoga angefangen. Und zuerst & für einige Jahre war es all of the above – nett, schön & feini.
Ich hatte nämlich geschummelt.
Ich war allem spirituellem und esoterischen gegenüber seit jeher sehr skeptisch. Ich liebe Märchen und phantastische Literatur, aber schon bei Menschen, die mir was von "Entspannungstechnik" erzählen wollten, wurde ich aggressiv. Worte wie "Chakra" oder "energetisch" hätten vermutlich bewirkt, dass ichdirekt unter die Decke hüpfe.
Natürlich hatte ich als Teenager ein Astrologiebuch, natürlich habe ich ein wenig mit Tarotkarten gespielt und über geheime Techniken und Kulte gelesen. Aber schon damals war mir das irgendwie peinlich.
Das mag zum Teil daran liegen, dass meine Mutter während ihrer Wechseljahre ihre spirituell-esoterische Ader fand und selbige mit Nervenzusammenbrüchen und einigen unschönen Affären kombinierte. Kurz bevor ich ein Teenager wurde. Die Gleichung schien mir daher simpel: Eso equals bad.
Meine eigene Phase spiritueller Sehnsucht & Suche – bäch, was ein Wort –, klassicher Meilenstein auf dem Weg zur Adoleszenz fand in Folge gar nicht statt.
Deshalb gab es dann später eben erst mal lange kein "richtiges" Yoga, sondern ein herrliches fitness-optimiertes und sportwissenschaftlich ausgearbeites Programm, welches außerdem noch Elemente von Pilates und Qui Gong enthielt. So weit, so ungefährlich.
Das Bedürfnis nach mehr – aka spirituelle Sehnsucht & Suche, bäch – wurde über wechselnde andere Dinge bespaßt. Kamfsport erwies sich dabei als recht dankbar und haltbar, wobei ich auch hier irgendwie bei einer ausgesprochen pragmatisch-westlichen Richtung landete. Aber wozu hat man denn Phantasie? Wenn es keine ontologische Tiefe hat, interpretiert man halt welche hinein. Ich kann das mit allem. Laufen, Tanzen, Comics lesen, Klamotten aussuchen, schminken … die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Kommt man bei einem Sujet an den toten Punkt, was zwangläufig geschieht, sucht man sich das nächste.
Und dann spielten meine Hüften nicht mehr mit. Was zwei Bandscheibenvorfälle und anhaltende Miniskusprobleme nicht geschafft hatten, vollendeten meine Hüftgelenke. Zähneknirschend war ich dabei, mir einzugestehen, dass es so nicht weiterginge. In dem so bereiteten Boden, konnte der Rat von GGL II, ich solle aufhören gegen meinen Körper zu kämpfen und mich mit ihm versöhnen, tatsächlich Wurzeln schlagen. Was GGL I nicht ganz so klasse fand. Also, die Sache an sich schon – er hatte mir immerhin seit Jahren das gleiche gesagt. Ich hatte nur nie darauf gehört.
Und so saß ich kurze Zeit später in der ersten richtigen Yogastunde seit Jahren (jaha, so ein bißchen hatte ich es auch vorher schon mal betreiben. Damals rettete mich allerdings der erste Bandscheibenvorfall).
Und ich war begeistert. Glücklich, angekommen. Hach. Nicht mal Sätze bei Adjustments ("Korrektur" sagt mn im Yoga nicht. Es klingt zu sehr nach - nun ja, korregieren. Was impliziert, dass etwas "falsch" ist, was ja ein nicht so yogisches Wort ist – räusper.) wie "Das ist dein Weg" und der begeisterte Hinweis der Lehrerin, dass Yoga mir ja helfen könne, mein Asthma los zu werden – sie hätte das nämlich auch gehabt und dann Yoga und dann … puff! – konnten daran etwas ändern.
In der zweiten "richtigen" Stunde beschloss ich Lehrerin zu werden. Oder vielmehr, die Erkenntnis drängte sich mir auf, dass das "mein Weg sei".
Und genau hier kommen die beiden Warnungen ins Spiel: Sich Sachen trauen, vor denen man unter normalen Umständen zurückschreckte und lce (life changing expirience).
Trotz meiner Unfähigkeit, Sirsana, den Kopfstand zu bewerkstelligen, zog ich los, suchte und fand ein Ausbildungsstudio und stand vor genau einem Jahr vor besagtem Yogi.
Nach der bis dato tollsten und intensivsten Klasse meines zugegebenermaßen recht kurzen Yoga-Lebens, war ich mir sicher, hier bin ich richtig (außerdem dachte ich: Gott, ist der hübschniedlichnettcoolhach).
Nach dem Eröffnen meines persönlichen Sirsana-Debakels & der Absegnung durch meinen neuen Lehrer, stellte sich allerdings heraus, dass er an allem weiteren gar nicht beteiligt sein würde. Ausbilden täten andere. Auch gut.
Die Ausbildung begann fünf Wochen später.
Acht Wochen später hatte ich den Job, bei dem ich mich jahrelang vor einer Bewerbung gedrückt hatte.
Zehn Wochen später waren meine Yoga-Flitterwochen um. All meine alte Aversion kochte hoch – eher ungünstig, wenn man ein komplettes Wochenende auf seiner Matte verbringt und Wörter wie "Chakra" und "energetisch" in jedem fünften Satz vorkommen. Mindestens.
Dreizehn Wochen später beendeten GGL I und ich das, was noch von unserer Beziehung übrig war und selbst mir blieb nicht verborgen, dass GGL II mich tatsächlich mehr als freundschaftlich mochte.
Sechsunzwanzig Wochen und einen Umzug mit Hilfe von GGL I & II später, implodierte meine Welt.
Und alles wegen Yoga.
Über das warum hinter dem Dilemma. Besagter Yogi ist daran erstaunlicherweise nicht ganz unbeteiligt. Das hatte ich allerdings bis gestern völlig vergessen. Kann es sein, dass ich mich am besten dann an Sachen erinnere, wenn ich romatisch involviert bin? Armselig.
Wie auch immer.
Yoga ist schuld. An allem. Ohne Yoga säße ich jetzt friedlich in meinem Schlafzimmer mit dunklem Holzboden und schaute auf den Ahornbaum.
All die Artikel, wie großartig Yoga sei, welch Wunder für geplagte Körper und gestresste Seele, Erfrischungsquell für den Geist. Pffffffff.
Es sollte besser ein Gesetz verabschiedet werden, das dazu verpflichtet, an jeden Flyer, jedes Kärtchen und jede Broschüre, einfach an alles was für Yoga wirbt oder wo Yoga drin ist, ein Warnhinweis anzubringen. So wie bei Zigaretten.
Statt "Rauchen führt zu vorzeitiger Hautalterung" und "Rauchen verursacht Krebs" stünde da dann "Yoga verändert ihr Leben" und "Yoga lässt Sie Dinge tun, die Sie sich zuvor nie getraut hätten".
Das ist doch positiv? Ha! Wer möchte denn wirklich, dass sich sein Leben ändert? Ok, vielleicht etwas weniger gestresst sein, irgendwie ausgeglichener und gerne ein paar Kilo leichter, dafür mehr Muskeln und ein Pattpatt für die Seele mit ein bis zwei tiefsinnigen Sprüchen und ein bißchen Ommm. Aber so ernsthaft life changing experience?
Und Dinge sein zu lassen, weil man sich vor ihnen grault, ist zwar feige, aber vielleicht gar nicht so dumm. Es besteht immerhin die berechtigte Möglichkeit, dass man guten Grund hat, sich so anzustellen.
Nun, ich habe mit Yoga angefangen. Und zuerst & für einige Jahre war es all of the above – nett, schön & feini.
Ich hatte nämlich geschummelt.
Ich war allem spirituellem und esoterischen gegenüber seit jeher sehr skeptisch. Ich liebe Märchen und phantastische Literatur, aber schon bei Menschen, die mir was von "Entspannungstechnik" erzählen wollten, wurde ich aggressiv. Worte wie "Chakra" oder "energetisch" hätten vermutlich bewirkt, dass ichdirekt unter die Decke hüpfe.
Natürlich hatte ich als Teenager ein Astrologiebuch, natürlich habe ich ein wenig mit Tarotkarten gespielt und über geheime Techniken und Kulte gelesen. Aber schon damals war mir das irgendwie peinlich.
Das mag zum Teil daran liegen, dass meine Mutter während ihrer Wechseljahre ihre spirituell-esoterische Ader fand und selbige mit Nervenzusammenbrüchen und einigen unschönen Affären kombinierte. Kurz bevor ich ein Teenager wurde. Die Gleichung schien mir daher simpel: Eso equals bad.
Meine eigene Phase spiritueller Sehnsucht & Suche – bäch, was ein Wort –, klassicher Meilenstein auf dem Weg zur Adoleszenz fand in Folge gar nicht statt.
Deshalb gab es dann später eben erst mal lange kein "richtiges" Yoga, sondern ein herrliches fitness-optimiertes und sportwissenschaftlich ausgearbeites Programm, welches außerdem noch Elemente von Pilates und Qui Gong enthielt. So weit, so ungefährlich.
Das Bedürfnis nach mehr – aka spirituelle Sehnsucht & Suche, bäch – wurde über wechselnde andere Dinge bespaßt. Kamfsport erwies sich dabei als recht dankbar und haltbar, wobei ich auch hier irgendwie bei einer ausgesprochen pragmatisch-westlichen Richtung landete. Aber wozu hat man denn Phantasie? Wenn es keine ontologische Tiefe hat, interpretiert man halt welche hinein. Ich kann das mit allem. Laufen, Tanzen, Comics lesen, Klamotten aussuchen, schminken … die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Kommt man bei einem Sujet an den toten Punkt, was zwangläufig geschieht, sucht man sich das nächste.
Und dann spielten meine Hüften nicht mehr mit. Was zwei Bandscheibenvorfälle und anhaltende Miniskusprobleme nicht geschafft hatten, vollendeten meine Hüftgelenke. Zähneknirschend war ich dabei, mir einzugestehen, dass es so nicht weiterginge. In dem so bereiteten Boden, konnte der Rat von GGL II, ich solle aufhören gegen meinen Körper zu kämpfen und mich mit ihm versöhnen, tatsächlich Wurzeln schlagen. Was GGL I nicht ganz so klasse fand. Also, die Sache an sich schon – er hatte mir immerhin seit Jahren das gleiche gesagt. Ich hatte nur nie darauf gehört.
Und so saß ich kurze Zeit später in der ersten richtigen Yogastunde seit Jahren (jaha, so ein bißchen hatte ich es auch vorher schon mal betreiben. Damals rettete mich allerdings der erste Bandscheibenvorfall).
Und ich war begeistert. Glücklich, angekommen. Hach. Nicht mal Sätze bei Adjustments ("Korrektur" sagt mn im Yoga nicht. Es klingt zu sehr nach - nun ja, korregieren. Was impliziert, dass etwas "falsch" ist, was ja ein nicht so yogisches Wort ist – räusper.) wie "Das ist dein Weg" und der begeisterte Hinweis der Lehrerin, dass Yoga mir ja helfen könne, mein Asthma los zu werden – sie hätte das nämlich auch gehabt und dann Yoga und dann … puff! – konnten daran etwas ändern.
In der zweiten "richtigen" Stunde beschloss ich Lehrerin zu werden. Oder vielmehr, die Erkenntnis drängte sich mir auf, dass das "mein Weg sei".
Und genau hier kommen die beiden Warnungen ins Spiel: Sich Sachen trauen, vor denen man unter normalen Umständen zurückschreckte und lce (life changing expirience).
Trotz meiner Unfähigkeit, Sirsana, den Kopfstand zu bewerkstelligen, zog ich los, suchte und fand ein Ausbildungsstudio und stand vor genau einem Jahr vor besagtem Yogi.
Nach der bis dato tollsten und intensivsten Klasse meines zugegebenermaßen recht kurzen Yoga-Lebens, war ich mir sicher, hier bin ich richtig (außerdem dachte ich: Gott, ist der hübschniedlichnettcoolhach).
Nach dem Eröffnen meines persönlichen Sirsana-Debakels & der Absegnung durch meinen neuen Lehrer, stellte sich allerdings heraus, dass er an allem weiteren gar nicht beteiligt sein würde. Ausbilden täten andere. Auch gut.
Die Ausbildung begann fünf Wochen später.
Acht Wochen später hatte ich den Job, bei dem ich mich jahrelang vor einer Bewerbung gedrückt hatte.
Zehn Wochen später waren meine Yoga-Flitterwochen um. All meine alte Aversion kochte hoch – eher ungünstig, wenn man ein komplettes Wochenende auf seiner Matte verbringt und Wörter wie "Chakra" und "energetisch" in jedem fünften Satz vorkommen. Mindestens.
Dreizehn Wochen später beendeten GGL I und ich das, was noch von unserer Beziehung übrig war und selbst mir blieb nicht verborgen, dass GGL II mich tatsächlich mehr als freundschaftlich mochte.
Sechsunzwanzig Wochen und einen Umzug mit Hilfe von GGL I & II später, implodierte meine Welt.
Und alles wegen Yoga.
koneko do - 1. Sep, 00:00
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