Große Liebe I – König Drosselbart reloaded, Teil 1
Nachdem ich nun anscheinend kurz davor stehe, tatsächlich die Schwelle zu dem zu überschreiten, was Optimisten euphemistisch das echte Leben nennen, ist es wohl Zeit, ein oder zwei Blicke zurückzuwerfen. Auf das, was ich immer als mein echtes Leben angesehen habe (Mistmistmist – statt Sexualaufklärung sollten sie von Grundschule bis Abschluss lieber sukzessive "Erwachsenwerden – kinderleicht", "Erwachsenwerden – voll Bock voraus" & "Erwachsenwerden – die echte Reifeprüfung" anbieten. Stattdessen weiß ich, wie Schalenobst "safe" mache & Gedichte interpretiere.):
Und es begab sich, dass Kätzchen einen Prinzen traf, der saß auf einer Mauer und blickte über eine karge Weite. Ruinen waren in seinem Blick und Rauch umschlang das Rot der untergehenden Sonne.Kätzchen wunderte sich, wo es denn nun gelandet war: "Sagt Prinz, ist hier die Hölle?" Seine Augen waren dunkler als die finsterste Nacht, die Kätzchen je erlebt hatte. "Nein, dies ist nicht die Hölle, sondern ein Reich, das von den Torposten der Hölle und ihren Dämonen zerstört wurde." Kätzchen liess sich auf ihr Hinterteil plumpsen, wickelte den Schwanz um ihre Vorderpfoten und legte den Kopf schief: "Warum, Prinz?" "Wieso nennt ihr mich Prinz ? Ich bin ein Niemand, sicherlich kein Prinz."
"Nun, ich bin nur ein Kätzchen," sie reckte kampflustig ihre Nase in die Höhe "und ich ziehe schon für viele Jahre durch die Welt, an den Grund kann ich mich nicht entsinnen, ebensowenig an meine Herkunft, meine Bestimmung und an etwas anderes, was ich euch nicht sagen kann, da ich es selbst nicht mehr weiß. Ich habe viel gesehen, was ich niemals vergessen werde und viel erlebt, was besser zu vergessen wär. Als ich euch erblickte, sah ich von weitem einen Ritter, edel und gut, von etwas näher einen Edlen, der sein Liebstes verlor, gebrochen und verloren, von hier, wo ich jetzt stehe einen Prinzen, der um sein Land trauert, welches er nicht beschützen konnte. Ihr mögt andere täuschen, vielleicht sogar euch selbst, was ich nicht hoffe, denn kein Feind ist größer als man selbst, mich aber nicht. Niemand, der trauernd vor Ruinen sitzt, täuscht einen, der aus Ruinen auferstand, die Trauer zu besiegen."
"Du bist nicht nur ein Kätzchen." Das war ein Feststellung. Kätzchen hielt es für unhöflich, jetzt zu widersprechen. "In deiner Haltung sehe ich die Prinzessin, in deinem Blick eine Kriegerin."
Kätzchen wollte sich nicht einmal selbst eingestehen, dass es sich gebauchpinselt fühlte. Es widersprach immer noch nicht: "Eine Prinzessin kann auch eine Kämpferin sein. Es erspart einem, wenn man von einem Drachen entführt wird, mühsam nach einem Prinzen Ausschau zu halten, der einen rettet."
"Was ist daran denn so schlimm? Sollten Prinzessinen nicht entführt und gerettet werden? Und sind Prinzen nicht geboren, um Prinzessinen zu retten?"
"Ja so sollte es sein, so geht die Sage – doch warum müssen Prinzessinen leiden – entführt werden ist nicht unbedingt ein Vergnügen, müsst ihr wissen – nur um festzustellen, dass der Prinz, der sie rettet, nicht ihr Prinz ist. Vielleicht verliebt sie sich und ist untröstlich, vielleicht verliebt er sich und sie ist untröstlich."
"Du scheinst keine Lösung zu kennen, in der sie nicht untröstlich ist. Was ist so schlimm an der Liebe?"
"Lieben heißt Begehren, Begehren schafft Leiden und das Leiden zerstört die Begierde und der Tod des Begehrens zerstört die Liebe, die vielleicht sowieso nie da war, sondern statt ihrer nur ein Widerschein der Liebe, nach der sich alle Prinzessinen sehnen, denn sie ist ihr prophezeites Schicksal. Sie begehren die Liebe und dieses Begehren schafft Leiden und dieses Leiden erschafft den Widerschein. Und so ist es besser nicht zu lieben und nicht mehr zu suchen."
"Die Liebe ist das einzige, wofür es sich zu leben lohnt."
"Eure Prinzessin muss glücklich sein – doch scheint ihr nicht nur für die Liebe zu leben, denn sonst würdet ihr nicht hier sitzen und trauern, denn eure Prinzessin ist nicht unter den Trümmern."
"Weißt du alles?" der Prinz war belustigt. Kätzchen fegte seine Traurigkeit hinfort, er war zu neugierig, zu versucht es weiter zu provozieren, dass sich die Trauer beleidigt zurückzog, denn sie ist sehr eitel und möchte immer im Mittelpunkt stehen.
"Natürlich weiß ich nicht alles, aber ich weiß einiges über Prinzen. Und nun werde ich weiter gehen. Lebt wohl.", Kätzchen wandte sich zum Gehen.
"Wartet."
"Worauf?"
"Ich weiß es nicht, aber wartet." Und Kätzchen wartete.
Um das Warten interessanter zu gestalten, unterhielten sie sich weiter und gingen sie ein Stück des Weges gemeinsam. Sie redeten über die Liebe, über Prinzen und Prinzessinen, über Reiche und Drachen. Als sie an eine Weggabelung kamen ging der Prinz nach rechts. Kätzchen folgte ihm. Er war ganz schweigsam. Kätzchen bekam Sorge, denn es hatte ihn wie es ihre Art war heftig geärgert, damit sie ihm nicht zeigen musste, wie gern es sich an ihn geschmiegt hätte: "Seid ihr böse? Bitte nicht, ich ärger euch nur so gern."
"Nein, ich bin nicht böse, ich brauch nur etwas Abstand von dir." "Miau?" Kätzchen setzte sich. Der Prinz tat noch einige Schritte, bevor er merkte, dass er alleine ging: "Nanu?"
"Ihr braucht doch Abstand."
Und es begab sich, dass Kätzchen einen Prinzen traf, der saß auf einer Mauer und blickte über eine karge Weite. Ruinen waren in seinem Blick und Rauch umschlang das Rot der untergehenden Sonne.Kätzchen wunderte sich, wo es denn nun gelandet war: "Sagt Prinz, ist hier die Hölle?" Seine Augen waren dunkler als die finsterste Nacht, die Kätzchen je erlebt hatte. "Nein, dies ist nicht die Hölle, sondern ein Reich, das von den Torposten der Hölle und ihren Dämonen zerstört wurde." Kätzchen liess sich auf ihr Hinterteil plumpsen, wickelte den Schwanz um ihre Vorderpfoten und legte den Kopf schief: "Warum, Prinz?" "Wieso nennt ihr mich Prinz ? Ich bin ein Niemand, sicherlich kein Prinz."
"Nun, ich bin nur ein Kätzchen," sie reckte kampflustig ihre Nase in die Höhe "und ich ziehe schon für viele Jahre durch die Welt, an den Grund kann ich mich nicht entsinnen, ebensowenig an meine Herkunft, meine Bestimmung und an etwas anderes, was ich euch nicht sagen kann, da ich es selbst nicht mehr weiß. Ich habe viel gesehen, was ich niemals vergessen werde und viel erlebt, was besser zu vergessen wär. Als ich euch erblickte, sah ich von weitem einen Ritter, edel und gut, von etwas näher einen Edlen, der sein Liebstes verlor, gebrochen und verloren, von hier, wo ich jetzt stehe einen Prinzen, der um sein Land trauert, welches er nicht beschützen konnte. Ihr mögt andere täuschen, vielleicht sogar euch selbst, was ich nicht hoffe, denn kein Feind ist größer als man selbst, mich aber nicht. Niemand, der trauernd vor Ruinen sitzt, täuscht einen, der aus Ruinen auferstand, die Trauer zu besiegen."
"Du bist nicht nur ein Kätzchen." Das war ein Feststellung. Kätzchen hielt es für unhöflich, jetzt zu widersprechen. "In deiner Haltung sehe ich die Prinzessin, in deinem Blick eine Kriegerin."
Kätzchen wollte sich nicht einmal selbst eingestehen, dass es sich gebauchpinselt fühlte. Es widersprach immer noch nicht: "Eine Prinzessin kann auch eine Kämpferin sein. Es erspart einem, wenn man von einem Drachen entführt wird, mühsam nach einem Prinzen Ausschau zu halten, der einen rettet."
"Was ist daran denn so schlimm? Sollten Prinzessinen nicht entführt und gerettet werden? Und sind Prinzen nicht geboren, um Prinzessinen zu retten?"
"Ja so sollte es sein, so geht die Sage – doch warum müssen Prinzessinen leiden – entführt werden ist nicht unbedingt ein Vergnügen, müsst ihr wissen – nur um festzustellen, dass der Prinz, der sie rettet, nicht ihr Prinz ist. Vielleicht verliebt sie sich und ist untröstlich, vielleicht verliebt er sich und sie ist untröstlich."
"Du scheinst keine Lösung zu kennen, in der sie nicht untröstlich ist. Was ist so schlimm an der Liebe?"
"Lieben heißt Begehren, Begehren schafft Leiden und das Leiden zerstört die Begierde und der Tod des Begehrens zerstört die Liebe, die vielleicht sowieso nie da war, sondern statt ihrer nur ein Widerschein der Liebe, nach der sich alle Prinzessinen sehnen, denn sie ist ihr prophezeites Schicksal. Sie begehren die Liebe und dieses Begehren schafft Leiden und dieses Leiden erschafft den Widerschein. Und so ist es besser nicht zu lieben und nicht mehr zu suchen."
"Die Liebe ist das einzige, wofür es sich zu leben lohnt."
"Eure Prinzessin muss glücklich sein – doch scheint ihr nicht nur für die Liebe zu leben, denn sonst würdet ihr nicht hier sitzen und trauern, denn eure Prinzessin ist nicht unter den Trümmern."
"Weißt du alles?" der Prinz war belustigt. Kätzchen fegte seine Traurigkeit hinfort, er war zu neugierig, zu versucht es weiter zu provozieren, dass sich die Trauer beleidigt zurückzog, denn sie ist sehr eitel und möchte immer im Mittelpunkt stehen.
"Natürlich weiß ich nicht alles, aber ich weiß einiges über Prinzen. Und nun werde ich weiter gehen. Lebt wohl.", Kätzchen wandte sich zum Gehen.
"Wartet."
"Worauf?"
"Ich weiß es nicht, aber wartet." Und Kätzchen wartete.
Um das Warten interessanter zu gestalten, unterhielten sie sich weiter und gingen sie ein Stück des Weges gemeinsam. Sie redeten über die Liebe, über Prinzen und Prinzessinen, über Reiche und Drachen. Als sie an eine Weggabelung kamen ging der Prinz nach rechts. Kätzchen folgte ihm. Er war ganz schweigsam. Kätzchen bekam Sorge, denn es hatte ihn wie es ihre Art war heftig geärgert, damit sie ihm nicht zeigen musste, wie gern es sich an ihn geschmiegt hätte: "Seid ihr böse? Bitte nicht, ich ärger euch nur so gern."
"Nein, ich bin nicht böse, ich brauch nur etwas Abstand von dir." "Miau?" Kätzchen setzte sich. Der Prinz tat noch einige Schritte, bevor er merkte, dass er alleine ging: "Nanu?"
"Ihr braucht doch Abstand."
koneko do - 17. Aug, 14:41